Spannend, daß sich an den wissenschaftlichen Inhalten meiner Ausgangszeichnungen eigentlich nichts geändert hat, seit deren Entstehung, großteils in den 1970ger Jahren. Damals noch von Hand gezeichnet und koloriert gelten die Darstellungen der biologischen Vorgänge und Zusammenhänge heute immer noch. Und das in einer Zeit des rasenden Fortschritts und einer immensen Zunahme von Forschungserkenntnissen. Etwas Bleibendes ist also noch darin, obwohl man die Zeichen der Zeit allein schon am Material erkennt.
Der Zweck des Lehrwandbildes als ein Mittel im Frontalunterricht zur Vermittlung von Gesichertem war der Ausgangspunkt, der die komplette Umdeutung erforderte. Die Übermalung als Aneignung, die Umkehr der Richtung, die Befreiung der Karte vom Unterrichtszweck, das Hervorholen des Bildes war der Prozess, der mich zu der neuen Wissenschaft, zu New Science geführt hat. Das wissenschaftlich Belegte, Erkannte, Erkennbare, Verstehbare tritt ein in den Kosmos des Bildes und wird erweitert und neu besetzt und wieder mit noch zu Erforschendem und Unbekanntem überlagert. Das Spannungsfeld zwischen diesen sicheren, lesbaren und materiellen Inhalten und dem Abstrakten, vielleicht auch Undeutbaren hat mich interessiert. Bis zur Fragmentierung und Auflösung werden die Texte und Grafiken verändert, überdeckt, „weggemalt“ und Neues wird ergänzt, manchmal stark kontrastierend, manchmal kaum vom Original zu unterscheiden, aber immer in völligem Verlassen des Ursprungsinhaltes. New Science führt nicht zu wissenschaftlicher Erkenntnis sondern lädt ein, den sicheren Standpunkt zu verlassen und die Erkundung des Unbekannten zu wagen.